Übliche Schutzarten in der Praxis
und einige Hinweise
Ihr Büro PC weist typischerweise einen Schutz nach IP20 auf. Fremdkörper ab einer gewissen Grösse
können nicht eindringen - und Flüssigkeiten sollten Sie von dem Ding gänzlich fern halten.
Für "normale" Industriesysteme in geschlossenen Werkhallen wird üblicherweise Schutz nach IP54
angeboten = Staubgeschützt + Geschützt gegen Spritzwasser.
Für Systeme im Außeneinsatz (Fahrzeuge etc) wird ein Schutz nach IP65 empfohlen (=Staubdicht +
Geschützt gegen Strahlwasser).
Schutzklassen <= IP40 bieten nur Schutz gegen Berührungen und sind nur dann sinnvoll, wenn ein
Industriesystem seinerseits wieder in ein Gehäuse (z.B. in einen Schaltschrank) eingebaut wird.
Bei der Verwendung industriell genutzter Systeme wird grundsätzlich empfohlen, auf die IP-
Schutzklasse zu achten. Ein mit IP20 geschütztes System ist z.B. auf einem Gabelstapler im
Außenlager ausgesprochen schlecht aufgehoben. Ein nach IP67 geschütztes System in der
Zeiterfassung und Zugangskontrolle ist dagegen in vielen Fällen überdimensioniert - wenn es nicht
gerade in einem U-Boot eingesetzt wird.
Nicht jedes System kann problemlos mit einer hohen Schutzklasse ausgeliefert werden.
Schutzklassen, die gerade im Wasserschutz (zweite Ziffer) einen hohen Schutzgrad bieten sollen,
bedingen in den meisten Fällen ein geschlossenes (gekapseltes) Gehäuse. (Keine Lüftungsschlitze -
draus folgt auch meistens: kein Lüfter. Denn ein Lüfter ohne Lüftungsschlitze ist auch nicht so die
geniale Idee...) Auf der anderen Seite: wenn Sie einen Computer ohne Lüfter betreiben, müssen Sie
auf die Leistungsabnahme und Wärmeableitung achten. Generell gilt: Je höher die Prozessorleistung
eines PC-Systemes, desto höher ist üblicherweise auch die abgegebene Verlustleistung, die in Wärme
abgegeben wird. In einem geschlossenen Gehäuse kann die Wärme nicht entweichen - durch
Hitzeschäden bedingte Systemausfälle sind dann die Folge. In einem solchen Anwendungsfall ist der
Kühlung besondere Aufmerksamkeit zu schenken, z.B. durch spezielle Wärmetauscher, die
Kühlmöglichkeiten auch in geschlossenen Systemen bieten.
Und noch ein besonderer Hinweis für Festplatten - und Windowsfreunde: Festplatten sind meistens
das Bauteil, das ausgesprochen sensibel auf Hitze reagiert. Die Folge sind Lese- und Schreibfehler,
die unglücklicherweise meistens bei längerem Betrieb auftauchen - weil ein Hitzestau aufgrund
unzureichender Kühlung blöderweise erst später zum Tragen kommt. Daher empfehlen wir schon
während der Testphase einen längeren Dauerbetrieb, denn gerade sehr preisgünstige No-Name-
Systeme weisen hier oftmals grauenhafte Schwächen auf.
Untertauchen...
Bevor Sie jedoch Ihren IP68 fähigen Laptop oder MP3 Player mit unter Wasser nehmen: achten Sie
auf die Details der Normung!
Die Definition der IP68 Norm regelt zwar, dass ein Körper zwar dauerhaft unter Wasser getaucht
werden kann - es wird jedoch keine Festlegung hinsichtlich der TAUCHTIEFE getroffen.
Ohne es kompliziert werden zu lassen: Zunehmende Wassertiefe erhöht den Umgebungsdruck, der
auf einen Körper ausgeübt wird. Generell gilt: Der "normale" Umgebungsdruck in einer Höhe von NN 0
Meter um uns herum (an meinem Schreibtisch) beträgt
1 bar. Steigen Sie jetzt ins Wasser erhöht sich je 10 Meter Tauchtiefe der Druck um ein weiteres Bar.
Wenn Sie also mit Ihrem MP3 Player 30 Meter tief tauchen, müssen Sie und Ihr Computer einen
Aussendruck von 4 bar standhalten. Das ist schon ungefähr das Doppelte von dem, was sich in Ihren
Autoreifen befindet. Schnell einleuchtend dürfte dann der Satz sein: Je höher der Umgebungsdruck,
desto wahrscheinlicher ist irgendwann ein Wassereinbruch am System.
Für IT Systeme im Tauchsport (z.B. für Tauchcomputer, die man als lebenserhaltende Maßnahme
unter Wasser mit sich führt) muss daher der maximal aushaltbare Druck bzw. die maximale Tiefe
definiert werden, in der - bedingt durch den Umgebungsdruck - ein Wassereinbruch die Folge sein
wird. Die IP68 Norm verwendet hierzu die Definition "... in Bedingungen, die zwischen Hersteller und
Anwender vereinbart werden...". (Das sollte man zumindest beachten, BEVOR man seinen MP3
Player mit unter Wasser nimmt...)
Auf eine Sache möchte ich sie noch hinweisen: Wenn Sie IP65 Gehäuse (oder höher) einsetzen,
sollten Sie unbedingt darauf achten, dass der IP Schutz durch häufiges Öffnen des Gehäuses verloren
gehen kann! Feuchtigkeitsschutz wird meistens durch Gummidichtungen erzielt - wenn diese zu oft
entlastet und belastet werden, geht der Schutz verloren. Am besten beim wiederholten Schliessen des
Gehäuses neue Gummidichtungen einziehen - oder mit spezieller Abdichtmasse, wie wir sie auch bei
einigen Systemen in unserer Tauchpraxis verwenden.